Höhere Bildung für Behinderte ist keine Normalität
Experte kritisiert fehlende personelle und materielle Ausstattung der Schulen
Behinderte Kinder können eine Bereicherung für ihre Schulklasse darstellen. Dafür muss die Schule aber auch die nötige personelle und materielle Ausstattung bekommen. Das war das Fazit von Prof. Hans Wocken aus Hamburg. Der Experte für Pädagogik sprach vor 200 Zuhörern auf einem Symposium der KEG (Katholische Erziehergemeinschaft) Schwaben im Haus St. Ulrich über Inklusion.
Er betonte: „Die inklusive Schule muss nicht geträumt, sondern in umsetzbare Pläne übersetzt werden.“ In Regelschulen müssen die materielle Ausstattung und personelle Unterstützung verfügbar sein, damit alle Kinder ihren individuellen Möglichkeiten entsprechend gefördert werden könnten. „Wenn eine inklusive Kindergruppe vielfältig ist, muss auch die unterrichtliche Umwelt vielgestaltig sein.“ Dies bedeute auch, dass Pädagogen kooperieren müssen, um die aktive Teilnahme aller Kinder möglich zu machen.
In der anschließenden Diskussion machten Eltern, die eine Teilnahme ihrer behinderten Kinder an der ortsnahen Schule mühsam erkämpft hatten, klar, dass insbesondere höhere Bildung für Behinderte keine Normalität darstelle. Kinder mit Behinderung, die auf ihr soziales Umfeld in hohem Maß angewiesen sind, müssen oft weite Wege zurücklegen.
Der blinde Stefan Martin berichtete, dass er seine Teilnahme am Unterricht in einer Regelschule nur der Beharrlichkeit seiner Eltern zu verdanken hatte. Besonders schwierig gestaltete sich seine Aufnahme an einer weiterführenden Schule und die Zulassung für das Studium, obwohl technische Hilfsmittel inzwischen vieles leichter machen.
KEG-Bezirksvorsitzende Ursula Kiefersauer sagte, Inklusion dürfe nicht auf Schule und Kindertagesstätten verengt werden. Sie sei eine gesellschaftliche Aufgabe, damit Behinderte an allen Lebensbereichen teilhaben können. (AZ, kru)
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